Der Lockdown während der Corona-Krise hat mit aller Härte und rasend schnell deutlich gemacht, dass es für Verlage unabdingbar ist, auch online verkaufen zu können. Viele Verlage haben sich hier vor allem auf Amazon als Hauptvertriebsweg verlassen. Dass Amazon in der Krise für eine gewisse Zeit überhaupt keine Bücher mehr ordert, trifft diese Verlage nun besonders hart. Was kann man also tun?

Seien wir ehrlich: Der Mensch ist ziemlich bequem. Daher ist für viele Kunde Amazon der einzige Online-Shop, denn da bekommt man ja alles! Das stimmte zwar noch nie wirklich, in Corona-Zeiten aber überhaupt nicht mehr, da Amazon seine Kapazitäten nun lieber für Dinge des täglichen Bedarfs nutzt. Wer hier ein Buch sucht, dass nicht mehr auf Lager ist (und ja zurzeit auch nicht nachbestellt wird), bekommt leicht den Eindruck, dass der Titel komplett vergriffen ist. Ein fatales Signal an die Kunden!

Es müssen also andere Wege gefunden werden, Bücher zu bewerben und zu verkaufen. Was kann man auf die Schnelle tun?

Online sichtbarer werden

Schöne Bücher-Schaufenster, interessante Buch-Magazine, neugierig machende Lesezeichen und so weiter funktionieren in Corona-Zeiten leider nicht. Teure Anzeigen in Zeitschriften sind meist keine Option. Da bleibt nur das Internet. NUR? Nein – erst recht! Werden Sie kreativ und erstellen Sie eine Facebook-Seite (falls Sie die nicht schon haben), entweder für den ganzen Verlag oder auch für spezielle Titel oder Reihen. Schalten Sie auf Facebook Werbung. Das ist schnell gemacht und nicht teuer. Ersetzen Sie persönlichen Kontakt durch persönliche Empfehlungen, vielleicht durch regelmäßige kleine Buchempfehlungen per Video, die Sie dann wieder auf Facebook posten können. Suchen Sie sich passende Buch-Blogger oder werden Sie selber einer. Jetzt ist die Gelegenheit, die Dinge zu tun, die man eigentlich schon immer hätte tun sollen, aber nie dazu kam…

Kommunikation professionalisieren

Newsletter sind ein perfektes Instrument zur Kommunikation mit Kunden, denn die abonniert nur, wer sich auch für das Angebot interessiert. Achten Sie bei der Auswahl des Newsletter-Tools darauf, dass es DSGVO-konform ist. Falls Sie bereits ein Customer-Relation-Management nutzen, binden Sie es unbedingt ein. Falls nicht, ist jetzt die Gelegenheit, ein CRM aufzusetzen. So lernen Sie Ihre Kunden im Laufe der Zeit immer besser kennen und können zielgerichtete Informationen versenden. Wer viele Abonnenten hat, kann auch Marketing-Automation-Tools nutzen. So lassen sich zum Beispiel automatisierte Mails an alle Käufer von Titel A verschicken, wenn Titel B erschienen ist (immer unter der Voraussetzung, dass die Einwilligung dafür vorliegt).

Bringen Sie Ihre Website auf Vordermann

Die schickste Webseite nützt nichts, wenn Kunden keine relevanten Informationen zu den Titeln finden. Es ist die Stunde der Metadaten! Ein Klappentext allein reicht meist nicht. Geben Sie einen Blick ins Buch, ein Probekapitel oder ähnliches. Und das nicht nur auf der eigenen Webseite, sondern stellen Sie diese Informationen auch dem Handel für deren Plattformen zur Verfügung. Auch hier sollten Sie prüfen, wie Sie die vorhandenen Schnittstellen Ihrer Verlagssoftware nutzen können.

Ein eigener Webshop – ja oder nein?

Diese Frage haben sich die meisten Verlage schon einmal gestellt. Die Vorteile eines eigenen Shops liegen in Form der höheren Margen auf der Hand… Andererseits kostet ein eigener Webshop auch Geld und außerdem möchte man den überaus wichtigen Partner Buchhandel nicht vor den Kopf stoßen, indem man ihm Konkurrenz macht. Viele Verlage haben hier einen gangbaren Mittelweg gewählt und leiten von ihren Webseiten zu Partner-Shops wie Thalia, Hugendubel oder – ja – auch Amazon weiter.
Ein eigener Webshop ist zugegebenermaßen auch nicht in ein paar Tagen aus dem Boden gestampft. Hier sollten Sie sich idealerweise für ein System entscheiden, zu dem Ihre Verlagssoftware bereits eine Schnittstelle bietet. Dennoch bleiben eine Menge Dinge zu berücksichtigen, wie Versandkosten-Berechnungen, Übergabe der Bestellungen an Lager/Logistik, Bestellverfolgungen, Zahlungsüberwachung oder Mahnverfahren.

Probieren Sie möglichste viel Dinge aus und bleiben Sie am Ball! Vielseitigkeit und Mut, etwas Neues auszuprobieren, werden sich hier am Ende auszahlen, auch wenn der Weg kein einfacher ist.

(Photo by Mike Erskine on Unsplash)