Digitalisierungspush – dieser Begriff ist bereits seit einiger Zeit eng mit der Corona-Krise verbunden. Unternehmen sahen sich durch das Pandemiegeschehen gefordert, ihre IT-Infrastruktur unmittelbar auf den Prüfstand zu stellen und bislang vielleicht aufgeschobene IT-Projekte mit höchster Priorität zu versehen. Für Verlage und Medienhäuser bedeutet dies, sich in einem ohnehin schon dynamischen Marktgeschehen – in dem sich Digitalisierung als entscheidender Erfolgsfaktor erweist – so aufzustellen, dass bisherige Geschäftsmodelle und Erlösquellen während der Krise gesichert sind und diese gleichzeitig zukunftsfähig transformiert werden können. Ein Balance-Akt!
Werbegeschäft, Print-Vertrieb, Events und Veranstaltungen: Drei Bereiche, die von der Krise besonders betroffen sind und gleichzeitig wesentliche Umsatzträger für viele Verlage darstellen. Die Gründe für den Umsatzrückgang liegen auf der Hand, Reisebeschränkungen, rückläufige Einzelverkaufszahlen, Verbot von Präsenzveranstaltungen und weitere Konsequenzen aus der Krise brachten gerade diese Bereiche in Bedrängnis.
Eigentlich interessant ist, wie Verlage auf die pandemiebedingten Umsatzrückgänge reagieren. Nach einer in Zusammenarbeit von VDZ und KPMG erstellten Studie wurde 2020 die Optimierung von Prozessen und Arbeitsabläufen von 70% der befragten Unternehmen sehr hoch priorisiert.
Status Quo sichern – Innovationsfähigkeit verbessern
Mit nahezu gleich hoher Priorität wurde in der genannten Studie die Verbesserung der Innovationsfähigkeit als Handlungsfeld benannt. Das bedeutet, dass der Digitalisierung – auch durch Covid-19 – mittlerweile eine breiter gefasste Bedeutung zuerkannt wird: Während bis 2019 die digitale Transformation in der Hauptsache für die Bereiche Produkte, Services und Kundenzentrierung angestrebt wurde, werden heute die Verbesserungen der operativen Prozesse und der Innovationsprozesse als mindestens ebenso wichtig, ja von vielen Unternehmen als Top-Priorität gesehen.
Das, „was bereits da ist“, muss mit erhöhter Effizienz und digitaler Unterstützung gesichert werden. Der Aufbau neuer Geschäftsfelder wird zunächst zurückgestellt, wird aber mit der Arbeit an besserer Innovationsfähigkeit zumindest vorbereitet. Genau das zeigt die erwähnte Studie auch in den Top-Drei Prioritäten der Medienunternehmen: Prio 1 Effizienz und Ressourcen, Prio 2 Technologie, Prio 3 Wachstum. (Quelle: KPMG in Deutschland, 2020)
Digitalisierung als Gesamtansatz
Wenn in Zusammenhang mit Corona von einem Digitalisierungsschub die Rede ist, dann liegt dessen Schwerpunkt meistens in der digitalen Neustrukturierung interner Arbeitsabläufe und Prozesse. Praktisch über Nacht musste der „Arbeitsplatz“ neu gedacht werden, mit erheblichen Auswirkungen auf die IT-Infrastruktur. Sales musste den Kontakt zum Kunden neu finden, Autoren ihren Content dezentral beisteuern, Administration, Meetings, Accounting, alles wurde wo überhaupt möglich neu digital gedacht und aufgestellt. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Transformation waren u.a. auch eine Verkürzung der Entscheidungsprozesse, das „Abschneiden alter Zöpfe“ und der Einsatz „echten“ digitalen Denkens. Technologisch betrachtet steht dabei eine Hauptanforderung im Mittelpunkt: Die dezentrale Nutzung und Verfügbarkeit aller IT-Ressourcen auf allen Endgeräten. Nebenbei bemerkt, und in Deutschland muss dies leider noch erwähnt werden: Grundvoraussetzung für alle Digitalisierungsprojekte ist ein schnelles Internet!
Ein weiterer Aspekt ist die bis 2019 stärker im Fokus stehende Digitalisierung von Produkten, Services und Kundenkommunikation. Digitale Produkte und Services haben in der Krise einen weitaus geringeren Umsatzrückgang zu verzeichnen, ja, sind in einigen Fällen sogar regelrecht geboomt! Ein beständiges Review des bestehenden Produktportfolios mit Blick auf digitale Transformation, neue Erlösmodelle und Kundenbedarf und der Ausbau digitaler Plattformen und Kanäle werden auch weiterhin wichtige Säulen des digitalen Wandels sein.
Doch auch hier können veraltete Systemkomponenten den Prozess behindern oder gar unmöglich machen. Ein Grund, warum die allgemeine Verbesserung der Innovationsfähigkeit von Verlagen gerade mit so hoher Priorität betrieben wird.
Medienhäusern, die einen ganzheitlichen Digitalisierungsansatz verfolgen und interne Strukturen und Prozesse gleichzeitig mit Geschäftsmodellen und Produkten digital zukunftssicher gestalten, wird es gelingen, ihre Erlösquellen in der Krise weitestgehend zu sichern. Für Nach-Pandemiezeiten fühlen sich Verlage bereits jetzt besser vorbereitet und aufgestellt als noch zu Beginn 2020. Ein Lichtblick in schweren Zeiten!
(Photo by Austin Distel on Unsplash)
Knut Nicholas Krause M.Sc., CEO und Gründer von knk, ist seit 1986 als IT Berater für Mittelstandsunternehmen aktiv. Als Sohn eines Ressortleiters der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gründete er knk 1988 und spezialisierte sich auf die Entwicklung von knkVerlag, der einzigen Microsoft zertifizierten Verlagssoftware weltweit. Er ist Ideengeber und Visionär, der sich ausführlich mit Branchentrends innerhalb der Verlagsbranche auseinandersetzt und sie in die Weiterentwicklung von knkVerlag miteinbezieht.