Künstliche Intelligenz wird zusehends auch in der Verlagswelt relevanter: Viele Abteilungen können von dem Thema profitieren – beispielsweise im Marketing und Vertrieb, in der Redaktion oder auch der Produktion. Unser Vertriebsleiter Sebastian Mayeres hat dem Fachjournalisten Helmut van Rinsum, der seit vielen Jahren über die Entwicklungen in der Medien- und Marketingbranche schreibt, ein Interview rund um KI in Verlagen und Medienhäusern gegeben. Daraus entstanden ist der Artikel Künstliche Intelligenz – viel mehr als Roboterjournalismus in der aktuellen Impresso. Wir möchten an dieser Stelle das ganze Interview teilen.
In welchen Bereichen kann Künstliche Intelligenz Zeitschriftenverlage unterstützen?
Sebastian Mayeres: Grundsätzlich sind die Einsatzmöglichkeiten von KI in Zeitschriftenverlagen sehr vielseitig: Roboterjournalismus, automatische Verschlagwortung des Contents, Faktencheck/Fake News Detection, Churn Management/Kündigererkennung – KI kann aber beispielsweise auch bei der Steuerung der Anzeigenverkäuferteams eingesetzt werden.
Wo sehen Sie im Einsatz von KI bei der Verlagen das größte Optimierungspotenzial?
Sebastian Mayeres: KI müsste zunächst erst einmal deutlich mehr eingesetzt werden als es heute der Fall ist. KI ist in vielen Bereichen nicht nur besser als der Mensch, sondern vor allem deutlich schneller. Nehmen wir beispielsweise den Bereich Finanzjournalismus. Selbstverständlich können Bilanzen von Unternehmen auch von Menschen mit einer sehr hohen Genauigkeit geprüft werden, aber KI wird das in einem Bruchteil der Zeit tun, die der Mensch dafür braucht. Dies bedeutet, dass vor allem die Zeitersparnis ein riesiger Hebel ist und das bei gleichbleibender bzw. sehr wahrscheinlich sogar steigender Qualität. Nach der Analyse durch KI kommt dann wieder der Mensch ins Spiel, der durch die Vorarbeit von repetitiven Aufgaben entlastet wird und so mehr Zeit fürs Wesentliche hat.
Wann ist es für einen Verlag sinnvoll, über KI-basierte Lösungen nachzudenken?
Sebastian Mayeres: Jetzt! KI-basierte Lösungen sind durch die Cloud und vorgefertigte KI-Modelle für jeden erschwinglich. Es ist möglich, gute Resultate ohne großen Zeitaufwand und hohes Budget zu erzielen. Schwieriger ist es, das richtige Einsatzgebiet zu identifizieren. Für den Einsatz von KI bedarf es einer größeren Datenmenge. Der Verlag sollte sich also darüber bewusst sein, was für Daten er bereits hat bzw. welche er sammeln möchte. Daraus lässt sich dann ableiten, in welchen Bereichen KI einsetzbar ist.
Was sollte bei der Implementierung beachtet werden?
Sebastian Mayeres: Nach wie vor gilt hier das Prinzip des Ausprobierens. Man sollte nicht alles auf eine Karte setzen, sondern mit geringem Einsatz von Zeit und Geld Dinge ausprobieren und immer wieder überprüfen, wie sinnvoll dies ist. KI ist kein Allheilmittel, sondern muss als Unterstützung im Arbeitsalltag gesehen werden. Versuchen Sie also nicht gleich zum Mond zu fliegen, sondern versuchen Sie bestimmte Dinge in bereits vorhandenen Prozessen zu optimieren. Zeitersparnis und Erhöhung der Qualität sind hier die Stichworte.
Welche Fehler sollte man tunlichst vermeiden?
Sebastian Mayeres: Die ersten Ergebnisse eines KI-Prototypen werden nicht immer alle Erwartungen erfüllen. KI ist nur so gut, wie wir sie auf die bestimmten Sachverhalte trainiert haben. Es kommt also darauf an, wie und mit welchen Daten wir die KI trainieren. Sollte das erste Ergebnis nicht gleich den gewünschten Erfolg bringen, schmeißen Sie nicht gleich die Flinte ins Korn, sondern überlegen Sie woran dies liegen könnte.
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