Die Uhr für Print-Produkte tickt, das Ende ist vorauszusehen! Das war die vorherrschende Meinung in den zweitausender Jahren. Online-Publikationen sind schneller, aktueller und kostengünstiger zu produzieren, sie werden deshalb Print schon bald vollständig verdrängt haben! Auch diese Meinung war für lange Zeit weitestgehend Konsens. Das Verfallsdatum für Print wurde dann jedoch immer weiter in die Zukunft verschoben bzw. ganz aufgehoben. Denn es gibt sie nach wie vor: Sehr gute Gründe, Inhalte gedruckt zu publizieren und in Print zu werben!
Nahezu ein Vierteljahrhundert nach den ersten Online-Ausgaben und Internet-Portalen von Tageszeitungen und Zeitschriften hat sich die altbekannte Weisheit „Kein Medium ersetzt ein anderes vollkommen“ wieder einmal bewahrheitet, wir können uns also entspannt zurücklehnen und das Nebeneinander von Print und Online betrachten. Entspannt zurücklehnen?! Ganz sicher nicht! Beide Medienformen müssen laufend ihre Positionierung überprüfen und ihre Stärken weiter ausformulieren. Nur dann ergänzen sich Print und Online und werden zu den zwei Seiten einer Medaille, der starken Medienmarke.
Gut gemachte Print-Publikationen finden immer ihr Publikum
Laut einer repräsentativen Umfrage, die Statista 2018 im Auftrag von Next Media Hamburg durchgeführt hat, glauben knapp 60% der Bundesbürger, dass Printmedien auch in 10 Jahren noch relevant sein werden. Am optimistischsten wird in der Umfrage die Zukunft der Tageszeitungen und der Fachmagazine gesehen, Nachrichtenmagazine und Boulevardtitel können sich die große Mehrheit der Befragten in 10 Jahren ausschließlich digital vorstellen.
Was ich im Bereich Print beobachten kann, ist die weitere Diversifizierung des Angebots.
Special-Interest-Titel und der Mut, die genauen Bedürfnisse auch kleinerer Zielgruppen mit Printpublikationen anzusprechen sind erfolgversprechende Ansätze. So läßt sich auch erklären, warum in letzter Zeit zahlreiche neue und erfolgreiche (!) Printtitel auf den Markt kamen, teilweise entstanden aus Online-Publikationen, „reverse publishing“ sozusagen.
Entscheidend ist also nicht nur das Medium an sich, entscheidend ist meiner Meinung nach die Qualität des Inhalts und die Verbindung mit den Vorzügen des Mediums, mit dem publiziert wird. Und Print hat viele Vorzüge!
…denn Print hat einzigartige Qualitäten!
Im Ressort Wissen der ZEIT erscheint Woche für Woche eine Infografik zu verschiedensten Themen von Umwelt und Gesellschaft. Diese füllt eine ganze Zeitungsseite und ist aufwendig gestaltet. Mit einem Blick kann man das Thema erfassen, Zusammenhänge erkennen, Details erfahren. Online, gar auf dem Smartphone, unmöglich! Noch ein weiteres, zugegeben subjektives Beispiel: Händler von Gebrauchtwagen bevorzugen gedruckte Anzeigenmagazine. Grund: Das „Browsen“ im gedruckten Magazin geht einfach schneller, das intuitive „Durchblättern“ ist informationsreicher als die gezielte Recherche im Internet.
Doch zurück zu den objektiven Merkmalen, die das Medium einzigartig machen:
- Printpublikationen sind abgeschlossene Produkte, sie haben einen Anfang und ein Ende und folgen im besten Fall einer Art Dramaturgie. Mit einem Printprodukt habe ich eine bestimmte Menge an Information oder Unterhaltung ortsungebunden bei mir, innerhalb des Produkts gibt es keine Ablenkung, kein „blinken“. Ich vertraue den Autoren, Gestaltern und Redakteuren, dass sie einen für mich informativen oder unterhaltenden Content zusammengestellt haben. Stichwort: Qualität! Stichwort: Kundenbedürfnisse!
- Layout, Grafik, Bilder, Typografie: mitnichten „old school“, sondern wichtige Zutaten und Gewürze zum eigentlichen Inhalt. Diese schaffen eine bestimmte Atmosphäre, können Nuancen wiedergeben. Oder möchten Sie alles in Arial 14 Punkt lesen?
- Die Haltung oder Verfasstheit, mit der wir Print aufnehmen. So praktisch es ist, in einem Online-Beitrag Links zu weiterführenden Informationen zu finden, so ablenkend ist es auch. Es verhindert möglicherweise, das gerade Gelesene wirklich aufzunehmen oder zu reflektieren. Bei der Lektüre von gedruckten Zeitungen, Magazinen, Büchern, sind wir offline und damit wirklich auf den Inhalt fokussiert. Kein „Ping“, kein „Blink“, kein Link!
Inhalt, Qualität, Mut!
Ja, viele Informationen sind im Netz schneller zu finden, aktueller, vielleicht mehr auf den Punkt gebracht. Hintergründe, Zusammenhänge und das Vertiefen eines Themas sind aber auch 2019 noch klare Domänen des Mediums Print. Jammern über abnehmende Auflagenzahlen hat noch nie geholfen und tut es heute auch nicht. Gefragt sind Mut (auch zur Nische!) und der Anspruch, dem Kunden beste Qualität in Inhalt und Gestaltung zu bieten.
Bill Gates sagte 1998, dass es bereits im Jahr 2000 keine gedruckten Zeitungen mehr geben wird. Ich sage, wir werden auch in 50 Jahren noch Print erleben. Vielleicht liege ich damit falsch, aber dann befinde ich mich wenigstens in guter Gesellschaft!
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Knut Nicholas Krause M.Sc., CEO und Gründer von knk, ist seit 1986 als IT Berater für Mittelstandsunternehmen aktiv. Als Sohn eines Ressortleiters der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gründete er knk 1988 und spezialisierte sich auf die Entwicklung von knkVerlag, der einzigen Microsoft zertifizierten Verlagssoftware weltweit. Er ist Ideengeber und Visionär, der sich ausführlich mit Branchentrends innerhalb der Verlagsbranche auseinandersetzt und sie in die Weiterentwicklung von knkVerlag miteinbezieht.