Über den wachsenden Bedarf für mehr Belege, Kochbücher und landwirschaftliche Daten
Hangzhou 06/12/2018. Heute war ich zuerst in einem Alibaba Showcase-Laden einkaufen und darauf in einem Hema Markt in Hangzhou, China.
RFID und Gesichtserkennung
Der Showcase drehte sich um RFID und Gesichtserkennung: Beim Betreten des Ladens öffnen die Türen automatisch, jedoch nur, nachdem das eigene Gesicht erkannt wurde und ein Hintergrundcheck erfolgreich war. Man läuft durch den Laden, legt die gewünschten Produkte in seinen Einkaufskorb und zum Abschluss des Einkaufs begibt man sich zum Ausgang. Es gibt keine (altmodische) Kasse. Man durchquert lediglich einen RFID-Sensor, den man bereits aus vielen Einkaufszentren kennt und abschließend wird das Gesicht ein weiteres Mal erfasst. Die Tür öffnet sich und man kann den Laden unbehelligt verlassen. Der Betrag für den Einkauf wird automatisch vom Konto abgezogen. Sehr praktisch, aber auch sehr beunruhigend im Hinblick auf die Privatsphäre.
Der Hema Markt hat keine Gesichtserkennung. Zumindest merkt man davon nichts. Es scheint ein typischer, wenn auch sehr ordentlicher Supermarkt zu sein. Alle Waren werden äußerst ansprechend in vielen Packungen präsentiert. Sehr häufig finden sich auf allen Packungen und Folien Barcodes. Angestellte des Markts wuseln umher – schätzungsweise ein Drittel aller anwesenden Leute und gut zu erkennen an ihren uniformartigen mint-blauen Poloshirts. Der Rest sind Besucher, wie ich. Auf einmal rattert es aus Richtung der Decke und ein Beutel fliegt vorbei, transportiert vom Förderband das dort montiert ist.
Automatisierter Service
Jetzt erkenne ich, was die ganzen Angestellten so emsig tun: Mit dem Smartphone in der Hand befüllen sie Einkaufstaschen. Sobald eine Tasche voll oder die Bestellung fertig ist, geht es weiter zu einem der Pfeiler in der Halle, an dem sich die Aufnahmen für die Förderbänder befinden. Mit einem Lift der einem Kleiderhaken gleicht, wird die Tasche in die Luft gehoben und aus dem Laden transportiert – entweder in einen gekühlten Bereich für die Auslieferung, wo die Beutel darauf warten abgeholt zu werden, oder in eine weitere Zone, in der Fahrer die Einkäufe an die Kunden ausliefern. In einem Bereich von ungefähr 2 Meilen um den Laden ist dieser Service verfügbar.
Falls Sie es bevorzugen die Waren vorm Kauf in Augenschein zu nehmen oder sich wie ich beim Einkaufen inspirieren zu lassen, können Sie nach wie vor das Ladengeschäft aufsuchen. Sie nehmen einfach Ihr Smartphone zur Hand, scannen die Barcodes und die Hema-App gibt Ihnen umfangreiche Auskünfte über das Produkt. Man erhält ebenso Auskunft darüber, welcher Bauer es angebaut oder welcher Fischer den Fang gemacht hat. Bisher beschränkt sich die Darstellung auf reinen Text. Zu sehen sind auch die Uhrzeit und das Datum des Fangs (bei Meeresfrüchten typischerweise weniger als 8 Stunden) oder der Ernte. Des Weiteren gibt die App einen Überblick über die gesamte Lieferkette und wie und wann das Produkt an den konkreten Laden geliefert wurde, bevor es im Regal landet.
Nicht nur Shopping, sondern auch noch Kochen
Interessanterweise bietet die App zahlreiche Rezepte und Vorschläge und wie man ein Gericht mit dem entsprechenden Produkt zubereitet. Für hungrige und interessierte Kunden gibt es sogar die Möglichkeit, sich das Ganze von einem der Köche in der Showcase-Küche im hinteren Bereich des Ladens zubereiten zu lassen.
Natürlich ließe sich das Erlebnis noch aufwerten, z.B. durch Anzeigen des Bauern oder Fischers, Informationen zum Feld auf dem das Obst oder Gemüse angebaut wurde (Qualität und Zusammensetzung der Erde, klimatische Bedingungen, etc.) und für die wirklich interessierten auch Angaben zum Dünger und den Pflanzenschutzmitteln. Wenn ich mir ein wenig Zynismus erlauben darf, wäre sogar ein Film zu dem Lebensweg des Tieres vorstellbar (die Kuh, das Huhn, das mal war).
KI-basierte Vorschlags-Engines
Natürlich könnte man mithilfe von KI-basierten Vorschlags-Engines nicht nur zufällige Rezepte anzeigen, sondern auch solche, die man am meisten genießen würde, basieren auf dem persönlichen Geschmack, der Zeit oder dem Wetter.
Zusätzlich zu den Köchen in den Küchen würde ich „begleitetes Kochen“ anbieten – kurzformatige Kochschulen, basierend auf How-To-Videos, während ein Koch beim Kochen direkt im Laden assistiert, falls man Schwierigkeiten mit dem Produkt hat. Und nächstes Mal kann man seine Familie mit seinen neu erworbenen Koch-Skills und einem leckeren Gericht beeindrucken. Man kann sich nur vorstellen, wie gesund unsere Ernährung aussehen würde!
Gute Nachrichten für Medienhäuser
Hema Läden benötigen jede Menge professionellen Content und auf lange Sicht benötigen sie möglicherweise sogar Logistik Partner, die an der Lieferkette beteiligt sind, falls sie sich von der Konkurrenz abheben wollen.
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Knut Nicholas Krause M.Sc., CEO und Gründer von knk, ist seit 1986 als IT Berater für Mittelstandsunternehmen aktiv. Als Sohn eines Ressortleiters der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gründete er knk 1988 und spezialisierte sich auf die Entwicklung von knkVerlag, der einzigen Microsoft zertifizierten Verlagssoftware weltweit. Er ist Ideengeber und Visionär, der sich ausführlich mit Branchentrends innerhalb der Verlagsbranche auseinandersetzt und sie in die Weiterentwicklung von knkVerlag miteinbezieht.