Der Begriff Nachhaltigkeit ist zum Buzz-Word der letzten Jahre geworden. Die Mehrheit der Unternehmen und Privatpersonen hat erkannt, dass ein Weiterso bei dem Verbrauch von Ressourcen und bei der Einmalnutzung wichtiger Rohstoffe unweigerlich zu einer drastischen negativen Veränderung des „Lebensraums“ führt und mittelfristig die Lebensqualität aller mindert. Es gilt also in jedem Bereich gegenzusteuern und bessere Konzepte zu entwickeln. Auch die Buchbranche nimmt sich der Thematik an und verändert ihre bisherigen Standards. Wo und wie kann bzw. muss das gelingen?

Jeder zweite industriell genutzte Baum wird laut WWF für die Herstellung von Papier gefällt. Presse und Buch sind in Bezug auf Nachhaltigkeit also durchaus ein bedeutender Faktor. Doch Nachhaltigkeit beschreibt mehr als den klassischen „Umweltschutz“. Nachhaltiges Denken vereint ökologische, ökonomische und soziale Komponenten und strebt an, diesen Dreiklang in bestmögliche Balance zu bringen. Sehen wir uns das für die Buchbranche einmal etwas genauer an:

Papier, Druckfarbe, Schutzumschläge, Lieferwege

Bei der Herstellung eines Buchs verursacht das Papier allein rund 70 bis 80 Prozent der Emissionen, mit der Wahl eines nachhaltigen Papiers kann die Klimabilanz also deutlich verbessert werden. Einige Verlage kennzeichnen ihre Bücher mittlerweile mit Umweltsiegeln, die dem Kunden deutlich machen sollen, dass verstärkt Holz aus nachhaltigem Anbau oder – besser noch – Recyclingpapier verwendet wird. Auch wird zunehmend auf alternative Herstellungsmethoden von Papier gesetzt, bei denen schnell wachsende und besser verfügbare Rohstoffe – wie z.B. Gras – als Hauptbestandteil des Papiers verwendet werden. Bei ca. 80.000 bis 90.000 Neuerscheinungen jährlich und etwa 400 Millionen produzierter Bücher pro Jahr  allein in Deutschland haben schon geringfügige Verbesserungen des verwendeten Papiers große Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit der Produktion.

Gleiches gilt für Druckfarben und Klebstoffe. Wasserlösliche Farben – und wie oft fällt einem das Buch in die Badewanne? – oder Klebstoffe mit natürlichen Inhalten sind nicht nur in der Produktion schonender, sie haben auch den großen Vorteil, dass das Buch als Ganzes kompostierbar wird und so einem natürlichen Kreislauf ohne chemische Rückstände zugeführt werden kann.

Zum Plastik: Viele Verlage verzichten inzwischen auf eine Folierung der Schutzumschläge oder eine zusätzliche Plastikhülle im Verkauf. Es steht nirgendwo geschrieben, dass ein Buch auch nach mehrmaligem Lesen wie neu aussehen muss. Und auch bei dem Begriff der „Hochwertigkeit“ setzt ein Umdenken ein. Als hochwertig werden heute eher Produkte gesehen, bei denen möglichst viele natürliche und wieder verwertbare Grundstoffe verwendet wurden. Der „Drang zum Hochglanz“ lässt sich nur noch für wenige Bucheditionen rechtfertigen.

Letzter Punkt: Lieferwege. Ob bei der Buchproduktion oder der Auslieferung des fertigen Produkts sind kurze Lieferwege und intelligentes „Bundling“ entscheidende Faktoren in einem verbesserten Nachhaltigkeitskonzept. Auch wenn sich im Zuge der Globalisierung die Märkte weltweit anbieten ist die naheliegende Entscheidung im Sinne der Nachhaltigkeit auch der naheliegende Anbieter.

Und, das gilt für uns als Kunden und Verbraucher: Muss jedes Buch wirklich innerhalb von 24 Stunden verfügbar sein? Auch wenn der Konkurrenzdruck riesengroß ist, könnte man als Konsument nicht einverstanden sein damit, dass das Buch am Ende der Woche verfügbar ist, zusammen mit vielen Bestellungen anderer?

Ich lese nur E-Books!

Mit einem Anteil von ca. sieben Prozent ist der Umsatz von E-Books im Gesamtmarkt immer noch vergleichsweise gering. Natürlich fallen beim E-Book alle Faktoren der konventionellen Buchproduktion weg. Aber dennoch: Die Herstellung und Lieferung der Lesegeräte, der relativ hohe Stromverbrauch und der unterschwellige Zwang immer neue, bessere „Reader“ zu verwenden führt auch beim E-Book zu einem extensiven Verbrauch von Ressourcen.

Nachhaltigkeit ist eben ein echter Balanceakt und erfordert ein Umdenken, nicht nur der Buchverlage sondern gerade auch von uns, den Kunden!

(Photo by Markus Spiske on Unsplash)