An dieser Stelle haben wir bereits mehrfach in verschiedenen Zusammenhängen die erheblichen Vorteile der Nutzung von Standard-Software im Unternehmen thematisiert. Diese Vorteile (klare IT-Struktur, geringe Update-Kosten, Flexibilität etc.) weitestgehend zu nutzen, sollte die Basis einer innovationsfähigen und kostenbewussten IT-Strategie im Unternehmen bilden. Klar ist aber auch: Geschäftsmodelle und Workflows sind (glücklicherweise) in Unternehmen höchst unterschiedlich ausgeprägt, es entstehen „Anforderungsnischen“, die bislang nur mit individueller Programmierung bzw. Anpassung der Standard-Software abgedeckt werden konnten. Zunehmend etabliert sich jetzt jedoch eine weitere Möglichkeit, Lücken im digitalen Workflow zu schließen: Low Code Anwendungen. Sind sie der Digitalisierungsbooster zum richtigen Zeitpunkt?

Jeder von uns, der schon einmal in Excel eine Formel verwendet hat, ist eigentlich „Low Coder“. Low Code, manchmal auch als Low Code/ No Code (LCNC) bezeichnet, ermöglicht die Erstellung von Anwendungen per „point and click“, also ohne Programmierkenntnisse oder Hintergrundwissen in der Softwareentwicklung. Damit wird der Bereich Softwareerstellung – zumindest in Teilen – für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen geöffnet, die zwar ein tiefgreifendes Verständnis für Geschäftsprozesse und Workflows haben, veränderte Anforderungen jedoch bislang bei der IT-Abteilung „einreichen“ und erläutern mussten. Der „Citizen Developer“ betritt die Bühne.

Die Plattform – integrative Basis des Citizen Developments

Wer jetzt bei den vorhergehenden Zeilen die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und denkt, das könne ein rechtes Durcheinander werden, hat absolut recht! Zumindest wenn er dabei die bisherige „Schatten-IT“ im Verlag vor Augen hat, die, seien wir ehrlich, in nahezu jedem Unternehmen existiert. Fehlende Funktionalität der Unternehmens-Software wird durch „privat“ geführte Tabellen und Listen, zusätzliche „kleine“ Datenbanken, extensive Nutzung von Kommentarfeldern etc. etc. vermeintlich ausgeglichen. Daten werden dabei korrumpiert, der Überblick geht verloren.

Citizen Development ist mehr oder weniger das genaue Gegenteil einer Schatten-IT. Dafür sorgt der Einsatz einer Low-Code-Entwicklungsplattform, die für Datenintegrität, Entwicklungsstandards und Business Logik sorgt. Einige Softwarehersteller bieten mittlerweile LC-Entwicklungsplattformen an, wir sprechen hier über die MS Power Platform als integrative Systemumgebung.

In vier Bereiche aufgeteilt können mit Unterstützung der Power Platform Low-Code-Anwendungen erstellt werden, die der Digitalisierung im Unternehmen zusätzlichen Schub geben: Aufgaben können via Apps digitalisiert und umgesetzt, Prozesse durch Flows automatisiert, Daten über BI visualisiert und nicht zuletzt Online-Portale inklusive intelligenter Chat Bots bereitgestellt werden.

In direktem Zusammenspiel mit der eingesetzten Unternehmenssoftware und ihrer Daten ermöglicht die Power Platform mit ihrem Citizen-Development-Ansatz die Erstellung und Nutzung vieler zusätzlicher Digitalisierungs- und Automatisierungsmodule. Die IT-Abteilungen – sie sorgen natürlich weiterhin für entsprechende Regeln und Governance – werden, bei gleichzeitig besserer Innovationsfähigkeit im Unternehmen, entlastet!

Hoher Bedarf an Software, Fachkräftemangel, Empowerment

Die Pandemie hat die ohnehin schon große Nachfrage nach leistungsfähigen Softwaremodulen nochmals in die Höhe schnellen lassen. Gleichzeitig werden Software-Entwickler händeringend gesucht, der Fachkräftemangel zeigt bereits Auswirkungen auf Entwicklungsziele und Innovationsgeschwindigkeit. Es stellt sich also berechtigterweise die Frage, wie und mit welchen Tools Software weiterhin effizient und zeitnah entwickelt werden kann. Die Einbindung von Citizen Developern in den Entwicklungsprozess bietet hier außergewöhnliche Chancen: Sie verfügen über detailliertes Wissen zu Geschäftsanforderungen und Prozessen und können – mit Verwendung einer leistungsfähigen Low-Code-Plattform – dieses Wissen ohne Kommunikations- und Reibungsverluste in Anwendungen umsetzen. Die Abhängigkeit der Fachabteilungen von IT-Abteilung und Softwareanbietern wird geringer, Schatten-IT durch Engagement und Empowerment im Entwicklungsprozess des Unternehmens vermieden.

Eine im Low-Code entwickelte App verursacht nur etwa ein Viertel der Kosten im Vergleich zu konventioneller Entwicklung und ist inhaltlich vielleicht sogar breiter umgesetzt.

Auch deshalb werden laut Gartner in zwei Jahren ca. 65% aller entwickelten Apps LCNC-basiert sein.

Low Code als Digitalisierungsbooster? Auf jeden Fall! Ab jetzt in ihrer Fachabteilung!

(Photo by Nubelson Fernandes on Unsplash)