knk interviewte die Verlagsberaterin Kris Kliemann in unserer fortlaufenden Interviewreihe mit Ideengebern aus der Buchverlagsbranche und den unterstützenden Communities. Frau Kliemann hat sich einen wohlverdienten Ruf als Spezialistin für Rechte und Lizenzen und die Integration digitaler Lösungen in das Rechtegeschäft erworben.
Wir haben Frau Kliemann gefragt, was sie zum jetzigen Zeitpunkt als wichtigste Herausforderung für Verleger und Agenten benennen würde. Die größte Herausforderung für Rechteverkäufer sei die Verbreitung von Titeln und Inhalten, ein Nebenprodukt der Branchenkonsolidierung und Globalisierung, sowie die Sichtbarkeit des Produkts, sagt sie im Interview. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei zum Beispiel auf den Rechtebestand von Random House seit dem Einstieg von Penguin gelegt werden – er sei nämlich merklich gewachsen. Wenn man die durch die digitale Bereitstellung geschaffenen Discovery-Optionen hinzufügt, erweitern sich die Lizenzmöglichkeiten, die sich durch die erhöhte Sichtbarkeit ergeben, enorm, so Klieman. Auch für Rechtekäufer ist es eine Herausforderung. Selbst wenn sie wissen, welche Bücher sie sich sichern wollen, ist es nicht einfach zu bestätigen, wer die Rechte an einer bestimmten IP besitzt und ob sie bereits lizenziert wurde.
Des Weiteren sind sowohl Käufer als auch Verkäufer mit einem ständigen Strom neuer Geschäftsmodelle für die Nutzung von Inhalten konfrontiert. Noch vor nicht allzu langer Zeit waren die Rechtemöglichkeiten durch die verfügbaren Formate für Bücher auf Hard- und Softcover begrenzt. Jetzt haben wir noch Audioformate, die digitale Bereitstellung über Verlags- und/oder Aggregator-Plattformen und Websites mit verschiedenen Sammlungen von Inhaltsbruchteilen, die alle auf neue Art und Weise angeboten werden.
Die Verlage wollen Inhalte anbieten, die von Institutionen und Verbrauchern gefordert werden, aber sie befürchten auch, dass die Lizenzrechte für all diese neuen Modelle ihr traditionelles Geschäft kannibalisieren. Es steht außer Frage, dass die Welt der Rechte nicht mehr so einfach ist, wie sie einmal war.
Und schließlich wurden zwar viele Geschäftsabläufe im Verlagswesen vollständig automatisiert und integriert, aber das Geschäft mit den Rechten hat nur begrenzte Prozessverbesserungen erfahren. Das liegt daran, dass viele Unternehmen immer noch stark von manuellen Arbeitsabläufen abhängig sind und nur rudimentäre Investitionen in Technologie getätigt wurden. „Der Verkauf von Rechten wird oft als ’nice-to-have‘, nicht budgetierte Einnahmen angesehen – die Verlage freuen sich sicherlich, wenn das Geld eintrifft, aber da viele Verlage die Rechte nicht im Detail budgetieren oder nachverfolgen, verstehen sie nicht, dass die Rechteaktivitäten und Einnahmen erheblich verbessert werden können, wenn sie von robuster Technologie unterstützt werden.“
Frau Kliemann glaubt, dass dies eine Herausforderung ist, die angesichts der derzeit verfügbaren Rechte-Systeme gelöst werden kann und die zusätzlichen Einnahmen aus vielen Quellen stammen könnten. Dazu gehören die Rechte, die die Verlage nicht lizenzieren, die sie aber lizensieren könnten. Und zwar dann, wenn sie Daten über die Verfügbarkeit hätten sowie Gelder, die sich daraus ergeben würden, dass man die Fälle zurückverfolgen könnte, in denen einfach nicht bezahlt wird. Egal ob dies Vorschüsse nach Vertragsabschluss seien oder Tantiemen, die fällig werden, wenn die Vorschüsse verdient sind.
„Ein typischer Verlagsvertrag hat eine enorme Komplexität rund um die Tantiemen“, sagt Kris Klieman. „Dies führe dazu, dass jede einzelne Zahlung analysiert werden muss. Aber mit Hilfe einiger einfacher technologischer Setups haben wir viel mehr Einblick und höhere Einnahmen erzielt. Sicher, es ist kompliziert, aber Datenbanken können die Dinge klarer machen. Wir müssen die derzeitige Situation hinter uns lassen, in der Fehler immer wieder gemacht werden und die Rechteinhaber am meisten leiden.“
Frau Kliemann ist sehr aktiv im Rechtsausschuss der BISG und deren Arbeit an einer Taxonomie für Rechte. Das Komitee hat im Laufe des letzten Jahres fleißig an der Entwicklung von Lizenzrechtsdefinitionen für Komponenten gearbeitet und vor kurzem diese Standards an eine Gruppe von Industriepartnern zur Erprobung und Durchführung von Pilotprojekten mit dem langfristigen Ziel des Aufbaus eines elektronischen Datenaustauschs freigegeben. Frau Kliemann sagt dazu: „Wir möchten eine branchenweite Vereinbarung über eine Reihe von Standards treffen. Dazu müssen wir als erstes einen Weg finden, um die Zahlungen von Rechten und Lizenzgebühren zu automatisieren“, so Kliemann. „Die Pains heute, die sich vor allem um PDF-Statements und einen Mangel an Transparenz gruppieren, führen dazu, dass Zeit und Geld an Stellen gebraucht wird, wo beides eigentlich nicht nötig wäre. Mit vereinbarten Standards könnte ein US-Unternehmen eine Datei an einen US-Literaturagenten schicken, die leicht zu überprüfen und an die Autoren weiterzuleiten ist. Und ein übersetzender Verlag könnte einem lokalen Co-Agenten einen Tantiemenbericht schicken, der einfach an einen US-Verlag oder einen Autorenagenten zurückgeschickt würde.“
Frau Kliemann sagt weiter, dass Rechte und Lizenzen nicht einfach funktionieren. Aber früher hätte man gesagt, dass auch die Abwicklung eines Buchhandelsauftrags ein kompliziertes Konstrukt ist. „Die Verträge sind komplex und die Erfassung der Daten muss in einer Softwareumgebung erfolgen, aber es ist absolut machbar. Wir können ein Rechtegeschäft einfach nicht mehr auf Karteikarten oder gar Tabellenkalkulationen verwalten“.
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Kris Kliemann ist President von Kliemann and Company. Das Unternehmen berät ein breites Spektrum von Unternehmen zu einer Vielzahl von Themen, darunter Arbeitsabläufe und Prozesse im Zusammenhang mit Rechten und Lizenzen, Tantiemen und anderen Thematiken. Das LinkedIn-Profil von Kris finden Sie hier.
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